Mühlenkirche, Pfälzer Straße 39, 38112 Braunschweig (Anzeigen bei Google Maps)

Im Braunschweiger Norden, noch zum Stadtgebiet gehörig, liegt der Ortsteil Veltenhof.

Hier wurden durch ein Edikt von Herzog Karl ab dem Jahr 1750 Siedler aus der Pfalz ansässig. Tabak und Wein sollten sie anbauen, weil der Herzog die Einfuhrzölle für solche Luxusgüter sparen wollte. Man entdeckte bald, dass das Klima nicht dazu angetan war, Wein reifen zu lassen, wohl aber, dass der sandige Boden gut war für ein bis heute besonderes Gemüse: der Spargel wurde zum Gold für Veltenhof.

Das alte Dorf hat bis heute sein damals aus der Pfalz mitgebrachtes reformiertes Bekenntnis bewahrt. Wahrzeichen des Ortes, inzwischen längst angewachsen durch ein großes Baugebiet, ist die reformierte Mühlenkirche, eine auf einem kleinen Hügel an der Oker gelegene Holländermühle. 1876 erbaut, wurde sie 1930 zur Kirche umgestaltet und am Erntedankfest desselben Jahres eingeweiht.

Der Gottesdienstraum im Mühlenrund hatte alles, was eine reformierte Kirche braucht: einen Abendmahlstisch, der aus einem der alten Mühlsteine bestand und darüber eine Kanzel, die über eine kleine Treppe zu erreichen war. Auf der Empore war Platz für ein Harmonium und darüber sogar noch für einen kleinen Versammlungsraum. Die Sakristei mit Abendmahlsgeräten und Taufbecken befand sich in einem Seitenanbau. Damals ging die Mühle in die Geschichte ein: Zeitungen wie die New York Herald Tribune meldeten mit Foto die Einweihung der „kleinsten Kirche der Welt“.

Vierzig Jahre später war der Ort gewachsen und die Mühlenkirche zu klein geworden; große Zusammenkünfte wie z.B. Konfirmationen fanden aus Platzgründen in der Bartholomäuskirche statt. Um auch für die vielen Gruppen in der Gemeinde genügend Räume zu schaffen, erhielt die Mühle beim Umbau 1971 einen Keller, wozu der auf den Sandboden gesetzte Bau mittels einer Ölpumpe um einige Millimeter in die Höhe gepresst werden musste, damit drei Pfeiler eingezogen werden konnten.

Die alte Sakristei wurde abgerissen; an ihrer Stelle erhielt die Kirche einen Versammlungsraum, der mit dem Gottesdienstraum verbunden werden konnte. Bedingt durch das Anwachsen des Ortes folgte 1988 ein weiterer Umbau, bei dem ein zweiter Eingang von der Gartenseite her ins Kellergeschoss geschaffen wurde. Hier befinden sich nun Kinder- und Jugendräume, die vielfältig genutzt werden.

Rund herum befindet sich ein großer schöner Garten bis zur Oker, der auch für Veranstaltungen im Sommer genutzt wird.