Herbstsynode 2023

Am Donnerstag, 23. und Freitag, 24. November 2023, kommt die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden zu ihrer Herbsttagung zusammen. Ein wichtiges Thema der Synode ist der Haushalt des Jahres 2023. Er wird am Freitag, 18. November, beraten. Ebenfalls am Freitag steht das Thema „Kirche und Rechtsextremismus“ auf der Tagesordnung. Nach einem Vortrag von Henning Flad von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus ist ein Beschluss der Gesamtsynode zu diesem Thema zu erwarten.

Am Donnerstagvormittag beleuchten Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden und Vizepräsident Helge Johr im Bericht des Moderamens die aktuellen Themen in der Evangelisch-reformierten Kirche. Dazu gehört auch ein Bericht über den Umgang mit sexualisierter Gewalt. Ebenso steht eine umfangeiche Verfassungsänderung an. Unter anderem geht es dabei, die Mitwirkung junger Menschen in allen kirchlichen Gremien, auch in der Gesamtsynode, zu stärken.

Die Synode wird am Donnerstag, 23. November, mit einem Gottesdienst in der Schweizer Kirche eröffnet, die Beratungen beginnen dann gegen 11.00 Uhr in der Johannes a Lasco Bibliothek.


Livestream von der Gesamtsynode


Die gesamte Tagung wurde per Livestream übertragen.

Hier geht es zu den aufgezeichneten Livestreams bei YouTube


Berichte vom 1. Synodentag - 23. November 2023


Zu den Berichten vom 2. Syodentag, 24. November 2023

Blick in die Johannes a Laco Bibliothek (Fotos: Ulf Preuß)

In Emden hat die Herbsttagung der Gesamtsynode mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Schweizer Kirche begonnen. Die Predigt hielt Pastor Herbert Sperber aus Marienheim, aus dem Synodalverband XI. -> Predigt zum Download

Anschließend eröffnete der stellvertretende Präses, Jakobus Baumann, die Beratungen in der Johannes a Lasco Bibliothek.

Aus Südafrika überbrachte die Direktorin der New World Foundation, Erica Jacobs, Grüße. Mit dem 1980 gegründeten Sozial- und Trainingszentrum bei Kapstadt unterhalten einige evangelisch-reformierte Gemeinden seit Jahrzenhnten eine enge Partnerschaft.


Bericht des Moderamens der Gesamtsynode

Wir wollen Salz der Erde und Licht der Welt bleiben

Kirchenpräsidentin: Inhaltliche Neuausrichtung von Kirche ist nötig
Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hat sich für eine inhaltliche Neuausrichtung des kirchlichen Lebens und Handelns ausgesprochen. Es gehe dabei um eine ansprechende und zeitgemäße Verkündigung des Wortes Gottes und ein stärkeres Engagement im Sozialraum, sagte sie im Bericht des Moderamens vor der Gesamtsynode in Emden. Ziel müsse es sein, so Bei der Wieden, dass die Kirche „in diesen Krisenzeiten Salz der Erde und Licht der Welt“ bleiben könne.

Die Ergebnisse der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die vor einigen Tagen veröffentlich wurde, zeigten in bedrückender Weise den Bedeutungsverlust der Kirche in der Öffentlichkeit und den fortschreitenden Verlust an Mitgliedern, sagte die Kirchenpräsidentin. Vizepräsident Helge Johr prognostizierte In seinem Finanzbericht für die Evangelisch-reformierte Kirche für das Jahr 2038 eine Mitgliederzahl von 102.500. Zurzeit sind es rund 159.000.

Eine Veränderung der kirchlichen Strukturen, über die die Gesamtsynode bei dieser Tagung entscheide, reiche nicht aus, betonte Bei der Wieden. Der Gesamtsynode liegen am Freitag Gesetze über die Neustrukturierung der Gemeindefinanzen und eine Begrenzung der Amtszeit nach einer Pfarrwahl auf zunächst zwölf Jahre zur Abstimmung vor.

Perspektiven für eine Neuausrichtung sieht bei der Wieden in der Kooperation: mit anderen Kirchen und mit anderen lokalen Partnern. Die Studie habe auch gezeigt, dass die Kirche mit diakonischer und demokratiefördernder Arbeit hohe Wertschätzung in der Öffentlichkeit erfahre. Orte der religiösen Sozialisation junger Menschen wie die Konfirmationsvorbereitung und der schulische Religionsunterricht seien zu stärken.

Bei der Wieden kündigte an, dass die kommende Synodaltagung sich mit neuen Formen kirchlichen Lebens beschäftigen solle.

Große Nachfrage bei Predigtdienst im Ehrenamt
Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden

In diesem Jahr haben neun Personen die Ausbildung für den Predigtdienst im Ehrenamt abgeschlossen. Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden berichtet vor der Synode, dass diese Menschen vom Moderamen zur Ordination in den ehrenamtlichen Verkündigungsdienst zugelassen wurden. 21 weitere befänden sich in der Ausbildung. Damit bekomme dieses Arbeitsfeld in der Evangelisch-reformierten Kirche zunehmend Gewicht.

Beim ehrenamtlichen Verkündigungsdienst gehe es nicht darum, den Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern zu kompensieren, hob Bei der Wieden hervor. Es gehe darum, die Perspektiven von Gemeindegliedern in unterschiedlichen Lebenssituationen und mit eigenen beruflichen Erfahrungen in die Verkündigung einzubringen und diesen so zu bereichern. Bei der Wieden dankte den Männern und Frauen, die sich dieser Herausforderung mit hohem zeitlichen Aufwand stellten.

Zurzeit würde die in der Regel zweijährige Ausbildung für den Predigtdienst im Ehrenamt neu aufgestellt. Zukünftig könnten digitale Module mit Präsenzveranstaltungen kombiniert werden.

Neuer Blick auf Umgang mit sexualisierter Gewalt

Kirchenpräsidentin informiert über Fälle aus Vergangenheit
Auch in der Evangelisch-reformierten Kirche hat es in der Vergangenheit Vorfälle von sexualisierter Gewalt gegeben. Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden sagte vor der Gesamtsynode in Emden, dass im Zuge der Aufarbeitung der Vergangenheit zehn Fälle festgestellt worden seien, in denen eine Person der sexualisierten Gewalt verdächtigt oder beschuldigt worden sei sowie 13 betroffene Personen. Im Rahmen einer Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie seien sämtliche Personalakten von Pfarrern und Pfarrerinnen, die zwischen 1946 und 2020 beschäftigt waren, auf Hinweise von sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen überprüft worden.

Die Ergebnisse der bundesweiten Studie, an der sich alle evangelischen Kirchen in Deutschland beteiligen, sollen im Januar 2024 vorgestellt werden. Nach Angaben von Bei der Wieden, sei allen Vorfällen „in den Grenzen des Rechtsdenkens ihrer Zeit nachgegangen worden“. Dies entspreche jedoch nicht den heutigen Maßstäben für einen Umgang mit Verdachtsmomenten sexualisierter Gewalt. Heute gehe es darum, die Bedürfnisse der betroffenen Personen in den Blick zu nehmen.

Aufgabe in Zukunft und Gegenwart sei es, sexualisierte Gewalt zu verhindern, so Bei der Wieden. Sie sagte: „Wir klären auf, wenn uns Fälle sexualisierter Gewalt bekannt werden und wir sorgen dafür, dass die Täter und Täterinnen zur Rechenschaft gezogen werden. Wir – und das ist vielleicht die wichtigste Änderung zum Verhalten in der Vergangenheit – nehmen Betroffene ernst, stellen Ihnen Unterstützung zur Verfügung und gestalten die Aufklärung für sie transparent.“ Ansprechpartnerin sei Manuela Feldmann von der Fachstelle für die Prävention sexualisierter Gewalt. Zurzeit koordiniere dieses alle Maßnahmen auf allen kirchlichen Ebenen zur Prävention. Ziel sei es, überall bis Ende 2024 Konzepte etabliert zu haben.

Bei der Wieden beschrieb offen, welche Muster sich bei sexualisierter Gewalt in Verbindung mit geistlichem Missbrauch ausmachen ließen. „In dem Maß, in dem die geistliche Beziehung wächst, suchen die Täterinnen und Täter auch die körperliche Nähe bis hin zu sexuellen Handlungen“, sagte die Kirchenpräsidentin. „Solche Fälle von sexualisierter Gewalt kommen in kirchlichen Kreisen vor und sie sind besonders perfide. Denn sie greifen ins Herz dessen, was gemeindliches Leben trägt: Ins Vertrauen.“ Die Aufdeckung solcher Machenschaften sei unerlässlich, betonte sie. Bei der Wieden bat betroffene Menschen, sich zu melden und Vorkommnisse auch nach vielen Jahren anzuzeigen. Damit Täterinnen und Tätern der Boden entzogen werde.



Vizepräsident Helge Johr

Der Gesamtsynode liegt ein umfangfreicher Katalog von Änderungen der Kirchenverfassung vor. Am Nachmittag brachte Vizepräsident Helge Johr die Änderungsvorschläöge in erster Lesung ein. Die umfangreichste Änderung betrifft die Mitwirkung junger Menschen in den Synodalverbandssynoden und in der Gesamtsynode vor. Hier schlägt der Änderungsentwurf feste Sitze für unter 27-Jährige vor. Die Gesamtsynode entscheidet über die Verfassungsänderungen am Freitag in zweiter Lesung.