Frühjahrssynode 2015 - Zweiter Tag


17. April 2015

Am Freitagvormittag hat die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche ihre Beratungen in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek aufgenommen. Die 61 Synodalen berieten über die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen, die am Donnerstag das Perspektivpapier "Wer aufbricht, der kann hoffen" diskutiert hatten.


Gesamtsynode beschließt Beratungsprozess zur Zukunft der Kirchengemeinden

Die Gesamtsynode hat beschlossen, einen bundesweiten Beratungsprozess zu starten, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Dazu soll das der Synode vorgelegte Impulspapier "Wer aufbricht, der kann hoffen" überarbeitet werden und anschließend in allen Synodalverbänden und Kirchengemeinden diskutiert werden. In die Überarbeitung sollen die Diskussion auf der Synode und die Voten der landeskirchlichen Ausschüsse eingearbeitet werden.

Dem Beschluss war eine leidenschaftliche Debatte vorausgegangen. Zwar begrüßten die Synodalen den Anstoß durch das vom Moderamen vorgelegte Papier, äußerten aber auch deutliche Kritik. Die Voten reichten von „realitätsfern“ und „zu unkonkret“ bis hin zu „gänzlich enttäuschend“.  Zudem müssten wesentliche Felder kirchlichen Handelns ergänzt werden.

Bei der Vorstellung  des Papiers am Donnerstag sagte Kirchenpräsident Martin Heimbucher, der demografische Wandel mit sinkenden Mitgliederzahlen und der Relevanzverlust in der Gesellschaft betreffe alle Kirchen. Die Evangelisch-reformierte Kirche wolle jetzt ihre Zukunft gestalten, bevor die Umstände sie dazu zwängen. Diese Gestaltung werde schmerzhafte Abschiede von Liebgewordenem und Gewohntem erfordern.

Im Frühjahr 2017 sollen die Ergebnisse aus den Gemeinden erneut in der Gesamtsynode beraten werden.


Solidarität mit Christen im Nahen Osten
Zerstörung in Aleppo (Foto: Wikipedia)

Die Evangelisch-reformierte Kirche hat zu Solidarität mit den Christen im Nahen Osten aufgerufen. Die Gesamtsynode verabschiedete am Freitag einen Brief, der politische Initiativen zur Verbesserung der Situation der Christen in der Region fordert. „Wir wollen es nicht zulassen, dass unsere Politiker angesichts anderer Brandherde in der Welt Ihr Schicksal aus den Augen verlieren.“ Die Kirche antwortet mit dem Brief auf einen Appell, den die Evangelischen Kirchen in Syrien und im Libanon im Herbst des vergangenen Jahres an alle evangelischen Kirchen gerichtet hatte.

Den IS-Terroristen müssten Nachschub und Finanzquellen entzogen werden, fordern die Synodalen in dem Brief. Dazu gehörten der Handel mit Erdöl und Antiquitäten sowie das Geschäft mit Geiselnahmen. Gewaltbereiten islamistischen Fanatikern aus Europa solle die Einreise in den Nahen Osten verweigert werden können. Die Synodalen schließen in dem Brief den Einsatz von Waffen nicht aus, um die Ermordung und Verschleppung von Christen zu verhindern. Dieser Waffeneinsatz müsse jedoch die „letzte verbliebene Möglichkeit sein, eine Ordnung des Friedens und der Freiheit“ herzustellen. Zudem brauche er die Zustimmung der Vereinten Nationen.

Vor der Verabschiedung des Briefes schilderte die Journalistin Katja Buck die Situation der Christen im Nahen Osten in dramatischen Worten. Sie sprach von Völkermord und kulturellem Genozid, unter dem Christen in Syrien und den Nachbarländern leiden müssten. Lange Zeit hätten die Kirchen im Westen die Situation dort unterschätzt.  Manch einer sehe die Gefahr, dass nach 2000 Jahren die Geschichte des Christentums im Nahen Osten ein Ende finden könnte. Buck war mehrere Male vor Ort im Nahen Osten.

Als Zeichen der Solidarität beschloss die Synode, eine evangelische Schule in Aleppo, im Norden Syriens, mit 10.000 Euro zu unterstützen. Für die Folgejahre wurde zur Unterstützung der Schule eine verbindliche Kollekte für alle Gemeinden eingerichtet. Evangelische Schulen hätten in der Region einen sehr guten Ruf, berichtet Buck und trügen mit ihrer Wertevermittlung zu Toleranz und Offenheit bei. Die Schule „Eine neue Generation“ in Aleppo wurde vor einem halben Jahr für 550 Schüler wieder eröffnet, nachdem sie vor drei Jahren noch 1200 bis 1400 Schüler hatte. Buck bezeichnete langfristige Hilfen für die Christen in der Region als besonders wichtig.

Der Beschluss der Gesamtsynode fordert, die Christengemeinden im Nahen Osten weiterhin zu begleiten. Die Synode dankt darin allen Kirchengemeinden, die Flüchtlinge aus der Krisenregion hier vor Ort aufnehmen und sich für ihre Belange einsetzen.